Informationen zur Bürgerversammlung

 

Poppenhausen ist ein lebenswerter Ort, keine Frage. Aber was fehlt dem Dorf? Eine Eisdiele? Ein Verkehrskonzept? Ein Sessellift auf die Wasserkuppe? Die großangelegte Bürgerbefragung förderte kreative Vorschläge, Denkanstöße, Lob und Kritik, teils auch Kurioses zutage. Gut 120 Personen kamen trotz Sommerferien im Von-Steinrück-Haus zu einer Bürgerversammlung zusammen, um sich über die ersten Ergebnisse zu informieren. Eingeladen hatte die Vorsitzende der Gemeindevertretung, Alexandra Ballweg (FW), die auch die schwere Aufgabe übernommen hatte, das umfangreiche Material zu sichten und anschaulich zu präsentieren.

Aufs Ganze gesehen war die Befragung eine größere Aktion als erwartet: 2358 Fragebögen wurden verschickt, 687 kamen ausgefüllt zurück. Mit einem Rücklauf von 29% hatte die überfraktionelle Arbeitsgruppe von CDU, FW und CWE nicht gerechnet. Die drei Parteien hatten den Fragebogen im Frühjahr gemeinsam erarbeitet und mit Unterstützung der Verwaltung auf den Weg gebracht. Zum Vergleich: An der 2021 durchgeführten Bürgerbefragung in Hünfeld beteiligten sich nur 5%, obwohl sie online durchgeführt wurde. Dass die Poppenhäuser Bürgerinnen und Bürger politisch interessiert sind und sich aktiv einbringen wollen, ist auch an einer Antwort des Fragebogens abzulesen: 84% kreuzten auf die Frage „Sollten die Bürger an der Gestaltung des Dorfes beteiligt werden?“, das Kästchen mit „Ja“ an.

In der Bürgerversammlung präsentierte Alexandra Ballweg nun in klaren Schaubildern, was die Poppenhäuser bewegt. Die Fragen, bei denen man nur ein Kreuzchen machen mussten, waren schnell ausgewertet, etwa bei „Leben sie gerne in Poppenhausen?“ Das Tortendiagramm zeigte fast nur eine Farbe, satte 94 % sagten „Ja“. Mühsamer war es, die Begründungen auszuwerten, die in einem freien Textfeld zu geben war. Da hieß es Wörter zählen: Spitzenreiter waren hier „Lage“ und „Natur“, dicht gefolgt von „Infrastruktur“. Sehr häufig wurden auch „die Menschen“ genannt oder positive Eigenschaften wie „dörflich“ und „klein“.

Mehr Wohnraum schaffen?

Ein Großteil der Fragen bezog sich auf das Bauen und die Siedlungspolitik in Poppenhausen. Weitere Neubaugebiete erschließen oder nicht? Gibt es Bedarf an mehr Wohnraum? Hier zeigt sich die Bürgerschaft gespalten: 279 Personen sagen, dass es keinen weiteren Bedarf in der Großgemeinde gebe, 245 sehen es umgekehrt, und immerhin 148 räumen ein, dass sie es nicht einschätzen können. Bezogen auf die Ortsteile verhält es sich ein wenig anders: Hier überwiegt der Wunsch, dass weitere Bauflächen in den umliegenden Ortsteilen, allerdings nicht im Kernort selbst, ausgewiesen werden. Das befürworten die Bürger in Abtsroda, Poppenhausen und Steinwand, während die Bewohner von Gackenhof und Rodholz auch dies ablehnen. Im Ganzen aber liegen Zustimmung und Ablehnung zahlenmäßig eng beieinander. Oft wurde der Wunsch geäußert, die Einheimischen mögen bei der Bauplatzvergabe bevorzugt werden - „überraschender Weise auch häufig von Personen, die selbst einmal zugezogen sind“, so Ballweg.

Viel Einigkeit besteht hinsichtlich der Entwicklung des Kernortes. 73% der Befragten wünschen sich, dass die Ortsinnenentwicklung vorangetrieben wird. Große Einmütigkeit besteht auch im Wunsch, zunächst die Baulücken zu schließen und den Leerstand in Wohnraum umzuwandeln. Auf die Frage, wie der Ortskern aufgewertet werden könnte, gibt es äußerst vielfältige Vorschläge. Spitzenreiter sind „mehr Bäume“ und „mehr Blumen“, also mehr Grün im Dorf, gefolgt vom Hinweis, es müssten mehr Parkmöglichkeiten geschaffen werden. Weitere Anregungen reichen von der Bitte, mehr Gießkannen am Friedhof bereit zu stellen oder den Liebesweg aufzuwerten, bis hin zur Idee, Seilbahnen zur Wasserkuppe oder hinauf zum Stein zu bauen.

Verkehr – Kultur – Freizeit

Wie zu erwarten, drehten sich viele Verbesserungswünsche um die Verkehrssituation in der Gemeinde, die vielerorts als belastend empfunden wird. Die Forderungen nach Verkehrsberuhigung und Tempo-30 waren vorherrschend. Viele Stimmen sprachen sich für eine effektivere Anbindung an den ÖPNV an (nicht nur nach Fulda, sondern auch nach Gersfeld) oder äußerten die Idee, einen Bürgerbus zur Verbindung der Ortsteile mit dem Kernort einzusetzen. Manche Umfrageteilnehmer wollen pauschal den Schwerlastverkehr aus dem Ort eliminieren, andere machen konkrete Vorschläge zur besseren Übersichtlichkeit an einzelnen Kreuzungsbereichen. Viele können sich einen autofreien Marktplatz vorstellen.

Das kulturelle Leben in der Gemeinde wurde mit einer Note von 2,9 bewertet, also eher durchschnittlich. Auch hier gibt es gegenläufige Einschätzungen, etwa zur Rolle der Holz- oder Metall-Kunstwerke im öffentlichen Raum: Einige wollen mehr davon sehen, andere eher weniger. In Bezug auf Veranstaltungen wird mehr Vielfalt gewünscht – entsprechend breit sind die Vorschläge: Rhöner Platt fördern, Comedy- und Theateraufführungen, einen Chor etablieren, Kinoabende anbieten. Konzerte werden häufig gewünscht, aber möglichst aus allen Musikrichtungen. Besonders oft war zu lesen, dass das Kulturangebot stärker die Jugendlichen ansprechen sollte.

Eine bessere Durchschnittsnote erhielten die Freizeitangebote (2,5). Vermisst werden jedoch moderne Fitnessbereiche wie ein Outdoor Gym oder ein Pump-Track, aber auch klassische Dinge wie eine Minigolfanlage oder ein Volleyballfeld. Und natürlich liegt den Poppenhäusern die Erhaltung des Schwimmbades am Herzen, mehrere Vorschläge dazu wurden gemacht. Zur Freizeit gehören aber auch attraktive Treffpunkte, etwa eine Grillhütte oder geeignete Plätze im Ortsmittelpunkt. Viele wünschen sich Spielplätze „wie früher“, die weniger genormt sind und für alle Generationen als Treffpunkt geeignet sind. Was den Bürgern an den vorhandenen Spielplätzen zusätzlich fehlt, ist ein geeigneter Sonnenschutz. Und natürlich wünschen sich die Poppenhäuser neben der oft genannten Eisdiele weitere attraktive Gastronomieangebote, sowohl im Kernort als auch in den Ortsteilen.

Zu guter Letzt

Wie zu erwarten, wurden in den Freitexten auch die Qualität von Politik, Verwaltung und Bauhof thematisiert. Letzterer wird für seine Tatkraft gelobt, offenbar würden aber besonders die umliegenden Ortsteile gerne mehr davon profitieren, etwa bei der Pflege der öffentlichen Flächen oder beim Winterdienst. Den einen wird an den Wegrändern zu viel gemäht, den anderen zu wenig, manchen zu früh im Jahr. Der Verwaltung wird teils gedankt für ihre gute, freundliche Arbeit, andere mahnen mehr Freundlichkeit und Bürgernähe an. Dasselbe gilt für die politischen Akteure: Sie können beim Lesen der Ergebnisse Lob einstreichen, müssen aber auch Kritik verkraften.

In der anschließenden Diskussion konnten einige offene Fragen geklärt werden, auch was es mit dem Zahlencode auf den Bögen auf sich hat und inwiefern die Anonymität dennoch gewährleistet ist. Am Ende gab Ballweg einen Ausblick über die weiteren Schritte der Auswertung. Nach und nach wird darüber berichtet werden und die Vorsitzende der Gemeindevertretung bot an, eine weitere Bürgerversammlung im Herbst durchzuführen, sofern dieser Wunsch an sie herangetragen wird.
Auf eine kritische Frage zum weiteren Umgang mit den Ergebnissen versicherte die Vorsitzende den Zuhörern, dass die Ergebnisse „sicher nicht in der Schublade verschwinden werden“. Geplant sei, die Vorschläge zunächst zu ordnen nach dem Grad ihrer Beeinflussbarkeit durch die Lokalpolitik und nach der zu erwartenden Umsetzungsgeschwindigkeit. Die Besucher bedankten sich mit einem kräftigen Applaus für die ansprechende und ausgewogene Präsentation. Im Anschluss gab Bürgermeister Manfred Helfrich noch Informationen zum Sachstand der laufenden gemeindlichen Baumaßnahmen.

Text und Fotos: Arnulf Müller

Sowohl die Präsentation als auch die einzelnen Textbeiträge der Bürgerinnen und Bürger sind auf der Homepage der Gemeinde unter „News“ abrufbar.

 Die Vorsitzende der Gemeindevertretung, Alexandra Ballweg

Der fahrende und ruhende Verkehr bewegte die Gemüter, nicht nur im Kernort.

 Nicht alle Vorschläge haben Aussicht, umgesetzt zu werden.

 

 

Die Poppenhäuser schätzen vor allem die gute Lage in herrlicher Natur.
Die Poppenhäuser schätzen vor allem die gute Lage in herrlicher Natur.

Zurück