Bäckerei Pappert hat Stammsitz Poppenhausen verlassen

Im Zusammenhang mit dem Standortwechsel gab es von den regionalen Medien Anfragen an Bürgermeister Manfred Helfrich zum Weggang der Bäckerei Pappert. Nachfolgend wird die Stellungnahme veröffentlicht:

Warum war es nicht möglich, Pappert in Poppenhausen zu halten? Konnte dem Unternehmen keine Fläche zum Neubau angeboten werden?

Die Bäckerei Pappert wurde im Jahr 1928 in Poppenhausen gegründet. Insofern hat das Unternehmen hier am Stammsitz Poppenhausen (Wasserkuppe) eine lange, bewegte und insgesamt erfolgreiche Tradition.

Ich selbst habe die Entwicklung des Unternehmens seit 1989, zunächst als Ortsbeirat, dann als Erster Beigeordneter und zuletzt als Bürgermeister begleitet. In dieser langen Zeit ging es zunächst um die Erweiterung innerorts in der Georgstraße und dann zu Beginn der 90-er Jahre um die Aussiedlung an den Ortsrand (Am Forsthaus) auf ein ca. 6.000 qm großes Grundstück.  Anschließend wurde zur Bevorratung einer Betriebserweiterung am neuen Standort der Flächennutzungsplan geändert, indem die dem Werksgelände in nordöstliche Richtung anschließende Fläche großzügig als Gewerbefläche ausgewiesen und kartiert wurde.

Trotzdem konnte der Wegzug von Papperts Bäckerei leider nicht verhindert werden. Die rasante, dynamische Entwicklung erforderte eine wesentlich größere Lösung, als hier vor Ort möglich gewesen wäre.

Die letzte große Investition für die Erweiterung und Optimierung des bestehenden Standorts in Poppenhausen liegt erst etwa 8 Jahre zurück. Seinerzeit wurden ca. 5 Mio. Euro in die Betriebserweiterung und die Optimierung der Betriebsabläufe einschließlich der Einhausung der Verladung investiert. Anlass war damals die sukzessive Erweiterung mit steigendem Produktionsbedarf durch die zunehmende Anzahl der Bäckereigeschäfte sowie die Forderungen der Fachbehörden hinsichtlich des Emissionsschutzes. Da die Produktionsstätte von Wohnbebauung umgeben ist, entstand im Zuge der steigenden Frequenz an Transportfahrzeugen, die Anlieferung von Rohstoffen, der Abtransport der Backprodukte, der Rücktransport von Backkörben und die steigende Anzahl der Mitarbeiter/innen ein Konfliktpotential, dem mit Aufmerksamkeit begegnet werden musste.

Der Betriebsstandort war durch die beschriebenen Gegebenheiten völlig ausgereizt. Doch sowohl die Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe), als auch die Fachbehörden unterstützten solidarisch den Traditionsbetrieb und gingen damit an die Grenzen des Vertretbaren. Schließlich mussten auch die berechtigten Anliegen und Forderungen der Anlieger berücksichtigt werden.

Die Entwicklung des mittelständischen Unternehmens war und ist indes mustergültig. Das Sortiment an leckeren Backwaren wurde stetig erweitert, die Qualität sukzessive optimiert und wird auf einem hohen Standard gehalten. Die Produkte erfreuen sich einem wachsenden Absatz. Nur so ist es zu erklären, warum sich Pappert zu einem der bedeutendsten und umsatzstärkten Filialisten in der Region und weit darüber hinaus entwickeln konnte, dessen Unternehmenserfolg zudem mehrfach preisgekrönt wurde.

Die gewünschte und dringend notwendige Betriebserweiterung in Richtung Nordosten, in Richtung des Weilers Hohensteg wäre gemäß Flächennutzungsplan zwar möglich gewesen und hätte die volle Unterstützung der gemeindlichen Gremien gehabt, doch das benötigte Grundstück stand nicht zur Verfügung. Die trotz aller Bemühungen der Geschäftsleitung Pappert, der Gemeinde und der Fachbehördenkonnte konnte die Verkaufsbereitschaft nicht erzielt werden.

Die Traditionsbäckerei entwickelte ihr Filialnetz derart dynamisch, dass zuletzt insgesamt etwa 170 Filialen von der Produktionsstätte Poppenhausen aus bedient werden mussten. Dies war von Poppenhausen aus leider nicht mehr darstellbar. Zudem zeigte sich, dass die Schutzbestimmungen für das Umfeld der Wohnbebauung bei einem Gewerbegebiet nicht, in einem Industriegebiet allerdings besser eingehalten werden können. Auch die Parkplätze für die ca. 230 Mitarbeiter konnte das Unternehmen nicht anbieten. Die Situation stellte sich schließlich so dar, dass ca. 40 Stellplätze auf einem temporär angemieteten Parkplatz zur Verfügung gestellt werden. Weitere Mitarbeiter-Fahrzeuge parkten (von der Polizei und der Gemeinde geduldet) entlang der Ortseinfahrtstraße und behindern dort den Verkehrsfluss, während ca. 30 weitere Fahrzeuge auf dem ca. 300 Meter entfernten Besucherparkplatz des zentralen Dorfgemeinschaftshauses, dem „Von-Steinrück-Haus“, abgestellt werden.

Weitere Standortmöglichkeiten im landschaftlich sensiblen Talkessel von Poppenhausen konnten dem expandierenden Unternehmen leider nicht angeboten werden.

Das Unternehmen strebte vielmehr nach einem BAB-nahmen Standort, der im Industriegebiet Eichenzell-Rönshausen mit ca. 20.000 qm gefunden wurde.

Gab es Gespräche zwischen Pappert und der Gemeinde Poppenhausen über einen möglichen Neubau in Poppenhausen, oder wurde das seitens des Unternehmens gar nicht in Erwägung gezogen?

Während der gesamten Zeit der Weiterentwicklung des Unternehmens gab es einen regen Kontakt zur Unternehmensleitung über mögliche Erweiterungen. Die Bauanträge des Unternehmens zur Ausnutzung und Optimierung des ca. 6000 qm begrenzten Standorts wurden unterstützt, es wurden mit dem Eigentümer der Anschlussflächen Gespräche über den Verkauf gesprochen, es wurde engagiert verhandelt, es wurden alternative Konzepte vorgeschlagen und besprochen, insgesamt wurde nach Lösungen gesucht, die wegen der unter Punkt 1 geschilderten Umstände leider nicht realisierbar waren.

Wie viel Gewerbesteuer hat das Unternehmen pappert Ihrer Gemeinde jährlich eingebracht und wie viel geht Ihnen nun verloren? Hat das Auswirkungen auf die Entwicklung der Gemeinde?

Die Fa. Pappert zählt zum Kreis der Gewerbesteuerzahler. Der Weggang der Großbäckerei ist ein herber Verlust für unseren Wirtschaftsstandort. Die Verlagerung in die benachbarte Gemeinde mit Industriegebiet schmerzt uns sehr.

Wir konnten in den vergangenen Jahren stets mit einem sechsstelligen Betrag an Gewerbesteuer rechnen. Diese Einnahme fällt künftig leider weg. Zeitverzögert erfolgt ein gewisser Ausgleich aus dem Kommunalen Finanzausgleich des Landes Hessen. Der Anteil der Gewerbesteuer der Fa. Pappert wird uns fehlen.

Gerne hätten wir die Großbäckerei an ihrem Stammsitz gehalten, zumal auch das Motto der Bäckerei „Fitnessbäcker“ gut zu uns als Natursportgemeinde im Biosphärenreservat passt.

Wie viele Arbeitsplätze gehen in Poppenhausen nun verloren?

Hier am Standort Poppenhausen (Produktion und Verwaltung, Geschäftsleitung) verlieren wir ca. 230 Arbeitsplätze, von insgesamt ca. 1.700 Arbeitsplätzen im Filialverbund der ca. 170 Verkaufsstellen (Backverkauf, Cafe´s u.Bistros).

Von den ca. 230 Arbeitsplätzen, die hier seither angeboten wurden, wohnen geschätzt 25-30 in der Gemeinde Poppenhausen.

Wie ist die Stimmung in der Gemeinde/Bevölkerung - Stimmt es die Menschen traurig bzw. sorgenvoll, dass der (vermutlich) größte Arbeitgeber des Ortes weggeht?

Der Wegzug der Bäckerei Pappert wird allgemein sehr bedauert, der Betrieb gilt als „einer von uns“ und ist schließlich ein Markenzeichen von Poppenhausen. Die Beschäftigten aus Poppenhausen müssen künftig den ca. 10 km weiten Weg zum neuen Standort zurücklegen.

Andererseits wird auch eine gewisse Entlastung eintreten. Wie zuvor ausgeführt wurde das Fahrzeugaufkommen und die gesamte Fahrzeugfrequenz samt den damit verbundenen Parkproblemen (Mitarbeiter, Lieferfahrzeuge, Anlieferung) als Belastung empfunden. Die Beschwerden häuften sich, allerdings bestand wegen des nahenden Umzugs Solidarität, Verständnis und wurde Geduld geübt.

Mit Dankbarkeit und Anerkennung freuen sich die Einheimischen und die Gäste über den Verbleib, den Bestand und den erfolgreichen Betrieb vom „Stammhaus Pappert“ in der Georgstraße (Backverkauf, Cafe u. Bistro).

Haben Sie als Gemeinde Einfluss darauf, was mit dem Pappert-Gelände in Poppenhausen passiert?

Wenn, dann nur indirekt. Wir sind im regelmäßigen Austausch zum beauftragten Makler, der für die Vermarktung, entweder Verpachtung oder den Verkauf zuständig ist, geben Hinweise, nennen Wünsche, mache Vorschläge….

Und auch der Landkreis Fulda stellt Überlegungen an, die Folgenutzung zu unterstützen. Es gibt einige Gedanken und Grobkonzepte, aber die Tragfähigkeit ist noch nicht stabil. Das Betriebsgebäude ist ggf. für mehrere Nutzer gleichzeitig interessant, müsste aber sowohl räumlich als auch technisch separiert werden. Das wird eine große Herausforderung.

Pappert und seine Partnersind dran, haben aber noch keine wirkliche Lösung.

Abschließend wünschen wir der Bäckerei Pappert mit den Verantwortlichen der Geschäftsleitung und dem gesamten Team für die Zukunft alles Gute, eine gedeihliche Weiterentwicklung und den gewünschten unternehmerischen Erfolg.

Poppenhausen (Wasserkuppe), den 28.03.2025

Manfred Helfrich
Bürgermeister

bei der Eröffnung vom „Stammhaus Pappert“ in der Georgstraße in 2015
v.l.: Die Geschäftsführer Bernd Pappert u. Manfred Klüber, Manfred Helfrich und Architekt Edgar Heller
(Foto: Pappert)

Das Betriebsgebäude der Bäckerei Pappert in Poppenhausen (Foto FZ)

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